‌Kann man Retinol mit Vitamin C, BHA, AHA und Niacinamid kombinieren?

Mögliche Kombinationen mit Retinol

Retinol ist einer der Inhaltsstoffe in der Hautpflege, die für viel Verwirrung und Fehlinformationen sorgen. Oft werden wir gefragt: Können AHA- und BHA-Peelings die Wirksamkeit von Retinol verringern oder gar „deaktivieren“? Oder ob Retinol in der gleichen Routine wie Vitamin C verwendet werden kann? Oder ob die Kombination von Retinol und Niacinamid unbedenklich ist?

Wie immer stützen wir uns auf die Forschung, um dir Fakten zu liefern.

Was sollte man nicht zusammen mit Retinol verwenden?

Vorsicht ist nur geboten, wenn du mehrere Produkte verwendest, die Retinol oder andere Formen von Retinoiden enthalten – einschließlich stärkerer, verschreibungspflichtiger Produkte. Obwohl es nicht schadet, sie miteinander zu kombinieren, solltest du dir der erhöhten Gefahr einer Hautsensibilisierung bewusst sein.

Können also Retinol und andere Wirkstoffe in der gleichen Routine verwendet werden?

Ja. Es gibt keine Forschungsergebnisse, die die Behauptung stützen, dass die Wirksamkeit von Retinol in Kombination mit säurehaltigen Inhaltsstoffen deaktiviert wird. Es gibt jedoch andere Studien, die das Gegenteil beweisen. Kosmetikwissenschaftler:innen, die sich auf die Entwicklung von Retinolformulierungen spezialisiert haben, widerlegen dies. Wir haben uns umgehört – und zwar ausgiebig! Wir wollen die Forschung nun Stück für Stück unter die Lupe nehmen...


Mögliche Kombinationen mit Retinol

Kann man Retinol und AHA- oder BHA-Peelings kombinieren?

Lass uns nun schauen, ob du AHA-Peelings, wie Mandel- oder Glykolsäure, mit Retinol kombinieren kannst. Gleichzeitig gehen wir auch auf BHA-Peelings wie Salicylsäure ein.

Es gibt keine Forschungsergebnisse, die zeigen, dass AHA-/BHA-Peelings die Wirksamkeit von Retinol deaktivieren oder verringern, wenn sie in der gleichen Routine verwendet werden. Tatsächlich wird der Hinweis, Retinol nicht zusammen mit chemischen Peelings zu verwenden, nie durch wissenschaftliche Studien gestützt. Dennoch bleibt es einer dieser Mythen, die so häufig genannt werden, dass sogar einige Dermatolog:innen daran glauben.

Die Behauptung, dass Retinol nicht mit AHA- oder BHA-Peelings zusammen funktioniert, beruht auf einem Missverständnis darüber, wie Hautpflegeinhaltsstoffe zusammenwirken und wie sie die Hautstruktur beeinflussen. Lass uns also ein wenig genauer schauen...

Beeinträchtigt der pH-Wert von AHA oder BHA die Wirksamkeit des Retinols?

Man befürchtet, dass der Säuregehalt chemischer Peelings den pH-Wert der Haut senkt und so die Fähigkeit des Retinols stört, der Hautalterung entgegenzuwirken und die Haut zu glätten.

Der Hintergrund ist, dass die Haut bei einem pH-Wert unter 5,5-6 ein Enzym produziert, das das Retinol nicht mehr in seine aktive Form, also Retinsäure, umwandeln kann. Allerdings wird hier davon ausgegangen, dass AHA und BHA den pH-Wert der Haut senken – jedoch ist das nicht der Fall. Wie die meisten Mythen entstand auch dieser nach missverstandenen Forschungsarbeiten.

Eine Studie (aus dem Jahr 1999) bezieht sich auf das oben beschriebene Problem, ist aber aus den folgenden Gründen keine zuverlässige Quelle:

  • Die Untersuchung fand weder mit normalen menschlichen Proteinen noch mit gesunder, intakter Haut statt – stattdessen wurde eine Mischung aus tierischen und menschlichen Proteinen untersucht. Das Problem des pH-Werts trat erst auf, als eine Fettsäure als Nebenprodukt hinzugefügt wurde.
  • Erschwerend kommt hinzu, dass die Studie feststellte: „Es wurde kein eindeutiger optimaler [pH-Bereich] festgestellt, wenn der Test ohne das [Fettsäure-Nebenprodukt] durchgeführt wurde.“
  • Sie diente lediglich dazu, zu vergleichen, wie die Haut von Mensch und Tier die in der Haut natürlich vorkommende Form von Vitamin A verstoffwechselt und nicht dazu, den Nutzen von Vitamin A (Retinol) für die Haut zu untersuchen. Äußerlich angewendetes Vitamin A ersetzt weder die körpereigene Bildung von Retinsäure noch ihre Funktion.
  • Retinol ist ein fester Wirkstoff, der in einem Trägeröl aufgelöst werden muss, was ihn zu einem wasserfreien Wirkstoff macht. Aufgrund der Zusammensetzung ist kein pH-Wert zu berücksichtigen, selbst wenn es mit sauren Inhaltsstoffen kombiniert wird, da der pH-Wert in einem wasserfreien Produkt nicht bestimmt werden kann!

Außerdem ist anzumerken, dass die in der Studie von 1999 festgestellten pH-Einschränkungen in keiner weiteren Untersuchung bestätigt wurden.

Aber wirkt Retinol besser, wenn du kein Peeling verwendest?

Kurz gesagt: Nein. Die Forschung hat tatsächlich gezeigt, dass Retinol in Kombination mit Peelings (wie AHAs) dazu beiträgt, Hyperpigmentierungen zu reduzieren und tatsächlich die Wirkung beider Inhaltsstoffe verbessert. Wir empfehlen insbesondere das 6% Mandelic + 2% Lactic Acid AHA Liquid Peeling in Kombination mit deinem liebsten Retinolprodukt, um Verfärbungen entgegenzuwirken und feine Linien sowie Fältchen sichtbar zu reduzieren.

Der Glaube, dass der pH-Wert der Haut säurehaltige Pflegeprodukte neutralisiert, ist ein Irrglaube. Ein neutraler pH-Wert liegt bei 7, doch unsere Haut ist von Natur aus saurer – sogar noch saurer als in der einen oft zitierten Studie angenommen. Die heutige Forschung zeigt, dass der pH-Wert der Haut tatsächlich zwischen 4,7 und 5 liegt. Müssen wir also den pH-Wert der Haut anheben, um Retinol verwenden zu können? Natürlich nicht! Aus Untersuchungen wissen wir, dass Retinol wirksam ist, wenn es auf die Haut aufgetragen wird, so dass es bei dem natürlichen sauren pH-Wert wirken kann.

Hat Retinol eine exfolierende Wirkung?

Einige behaupten, dass Retinol die Haut peelt, weshalb man es nicht gemeinsam mit AHA oder BHA verwenden sollte. Die Wahrheit ist jedoch, dass diese Inhaltsstoffe auf sehr unterschiedliche Weise wirken. Einfach ausgedrückt:

  • Retinol ist ein Antioxidans und ein wichtiger zellverbindender Inhaltsstoff. Wenn es in die Haut eindringt, teilt es den Hautzellen mit, dass sie gesündere, jüngere Zellen bilden und die Produktion neuer Zellen fördern sollen.
  • Es regt den Zellumsatz in den tieferen Hautschichten an – jedoch nicht in den obersten Schichten. In diesen obersten Schichten helfen AHA oder BHA der Haut, ungesunde, abgestorbene und abgelagerte Hautzellen abzustoßen.
  • Retinol in rezeptfreien und verschreibungspflichtigen Produkten kann bei einigen Anwender:innen zur Abschuppung der Haut führen. Allerdings bedeutet eine schuppende Haut nicht gleich eine exfolierte Haut – sei es durch Retinol oder chemische Peelings. Eine Schuppenbildung ist lediglich ein Zeichen von Irritation. Wenn diese Schuppenbildung bei der Anwendung des Retinols (oder eines anderen Produkts) andauert, ist dies ein Zeichen dafür, dass du es seltener anwenden oder ganz absetzen solltest.

Kann man Retinol und Niacinamid kombiniert anwenden?

Vitamin C (Ascorbinsäure und ihre Derivate) ist ein weiterer Inhaltsstoff, von dem wir oft hören, dass er nicht gemeinsam mit Retinol verwendet werden sollte. Auch dieser Mythos hat seinen Ursprung in einem pH-/Säureproblem.

Die Wahrheit ist: Vitamin C (je nach Form) benötigt einen niedrigen (sauren) oder gar keinen pH-Wert, um stabil zu bleiben. Wir wissen, dass Retinol in einer sauren Umgebung optimal wirkt und dass der pH-Wert unserer Haut von Natur aus sauer ist. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Forschung ist die Kombination von Vitamin C und Retinol unbedenklich.

Studien haben sogar gezeigt, dass die Kombination von Vitaminen die besten Ergebnisse bringt. Die Kombination von Retinol (Vitamin A) und Vitamin C ist eine gute Möglichkeit, die Haut vor freien Radikalen zu schützen (natürlich immer auch mit einem LSF 30+). So trägt Vitamin C tatsächlich dazu bei, die Wirkung von Retinol zu verbessern. Es bekämpft freie Radikale: ein Prozess, der dazu beiträgt, Retinol vor Oxidation zu schützen, während es in die Haut eindringt – und so die Anti-Aging-Wirkung verstärkt.

Kann man Retinol und Niacinamid zusammen verwenden?

Retinol und Niacinamid können durchaus zusammen verwendet werden, um tolle Ergebnisse zu erzielen. Viele Dermatolog:innen empfehlen diese Kombination, da Niacinamid die Haut beruhigt und Retinol Falten reduziert. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass diese beiden Inhaltsstoffe gut miteinander kombiniert werden können, um Zeichen der Hautalterung zu bekämpfen und gleichzeitig Probleme wie vergrößerte Poren und einen ungleichmäßigen Hautton zu behandeln.

Kann man Retinol auch tagsüber verwenden?

Retinol reagiert nicht so empfindlich auf Tageslicht wie stärkere, verschreibungspflichtige Formen von Vitamin A. Wir empfehlen jedoch immer, deine Haut mit einem Lichtschutzfaktor von 30 zu schützen – egal, ob es regnet oder die Sonne scheint. Studien haben gezeigt, dass Retinol und Vitamin C unter Tagescremes mit LSF zum Schutz der Haut vor UV-Strahlen besonders geeignet sind. Und dass die Vitamine A, C und E, selbst in Kombination, auch unter einem Produkt mit Lichtschutzfaktor stabil und wirksam bleiben.

Die Forschung hat auch gezeigt, dass eine Kombination aus Vitamin A und E stabil bleibt, wenn sie UV-Strahlen ausgesetzt und mit Sonnenschutzmitteln kombiniert wird – ebenso wie reines Vitamin A, wenn es allein verwendet wird. Ein ausgezeichneter Beweis für die Stabilität von Retinol, wenn es mit einem Sonnenschutzmittel kombiniert wird.

Antioxidantien in Verbindung mit Sonnenschutz sind ein wirksamer Schutz gegen Falten, einen unebenmäßigen Hautton, Festigkeitsverlust und braune Flecken. Die besten Ergebnisse erzielst du, wenn du morgens und abends Hautpflegeprodukte mit Antioxidantien anwendest.

Quellen:

1. ‌Italian Journal of Dermatology and Venereology, Oktober 2020, S. 676-679
2. Clinics in Dermatology, April 2019, ePublication‌ 3. International Journal of Cosmetic Science, Februar 2017, S. 56–65
4. ‌Journal of Cosmetic Dermatology, März 2016, S. 49-57‌ 5. Journal of Drugs in Dermatology, März 2015, S. 271-280
6. Biomedizinische Berichte, Mai 2014, S. 314-325 7. ‌Toxicological Research, März 2010, S. 61-66‌ 8. ‌The Journal of Pathology,, Januar 2007, S. 241-251
9. ‌Clinical Interventions in Aging, Dezember 2006, S. 327-348

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